Alpha – Befreiende Kunst
Freiheit
Eine Frau, die sich mit ausgestreckten Armen und geneigtem Kopf, kniend vor dem Betrachter verbeugt. An ihren Handgelenken hat sie zwei rotierende Ringe. Über ihr schwebt ein Dreieck, das in acht unterschiedlich farbigen Stufen aufgeteilt ist. Unter dem Dreieck befindet sich ein spiegelverkehrtes zweites Dreieck, das hinter der Frau eine helle Fläche in dem ansonsten dunklen Raum öffnet.
Wie in einem Verließ scheint sie, mit gebeugter Körperhaltung, an den Ringen angekettet zu sein. Sie leidet. Sie ist ein Opfer. Ein Opfer das sich aufgegeben hat. Ein Opfer das wie an einem Kreuz hängt. Hängt sie dort freiwillig? Leidet sie freiwillig in der Gefangenschaft? Denn aus den großen Fesseln könnte sie mühelos ihre Hände herausnehmen.
Warum opfert sie sich einer freiwilligen Gefangenschaft? Die Antwort findet man in dem oberen Dreieck. Es ist das das symbolische Dach von ihrem Verlies. Sie opfert sich der Sicherheit von gesellschaftlichen und häuslichen Konventionen. Es ist es ein Opfer der Angst sich einem Absturz ins dunkle Ungewisse hinzugeben.
Was würde passieren wenn sie mit den Konventionen bricht? Wenn sie sich befreit und loslässt? Anstatt zu knien würde sie dann in einem großen Satz aus der hellen Öffnung hinter ihr herausspringen. Da wo vorher Angst war, würde man Mut sehen. Da wo vorher eine Begrenzung war, erscheint die Freiheit der Ungewissheit.
Und was sieht man nach dem Leiden und dem Schmerz? Man sieht eine Frau, die mit nach oben gestreckten Armen das Erreichen des Ziels feiert. Vielleicht feiert sie auch den ersten Schritt, den sie hinter sich hat. Sie genießt den freien Flug, nach dem sie das Dach losgelassen hat, an dem sie krampfhaft festhielt. Vielleicht erkennt man in den beiden übereinandergelegten Dreiecken auch die Form eines Drachens, mit dem sie in die Freiheit fliegt und vielleicht symbolisieren die unterschiedlich farbigen Treppenstufen des oberen Dreiecks den Weg in die Freiheit.
Der Sprung entpuppt sich als Erleuchtung und nicht als der befürchtete Absturz in das Ungewisse der Dunkelheit. Denn es ist der Sprung, der den Raum in Form des weißen Dreiecks erleuchtet und das Dunkle verdrängt. Nun erkennt man, dass die Dunkelheit die man gefürchtet hat aus dem Leiden und dem Schmerz des krampfhaften Festhaltens entstand. Man erkennt, dass Loslassen Licht in das Leben bringt.
All dem geht ein erster Schritt voraus und es ist kein Zufall, dass in dem Bild durch den Sprung und den nach vorne gebeugten Kopf auch das Element der Geburt enthalten ist. Die Geburt, die den Beginn des Lebens anzeigt. Sie gibt dem Bild seinen Namen und dem Leben seine Bedeutung. Es ist der Mut den ersten Schritt zu tun. Den Mut den Schritt in die Freiheit zu machen und sie zu genießen.
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EIN KOMMENTAR
Das hast du sehr treffend beschrieben.Genau so ist es mit dem Loslassen.❤️